Beten ist Sprechen mit Gott, sich ihm liebevoll anvertrauen und für seine Antworten offen zu sein.
Ein bewusstes sich Hineinbegeben in die Welt des Geistes, eintauchen in die Tiefe seiner Seele, sich mit Gott verbinden ist erlebtes Gebet.
Die Kraft die davon ausgeht, stärkt Körper, Geist und Seele .
Nur das in die Kirche gehen und halt mitbeten ohne Andacht bringt nichts, denn man belügt sich selbst. Es ist eine Scheinheiligkeit, die zur Schau getragen wird.
Ich besuche gerne Kirchen, oder bleibe wenn wir wandern, bei einem Bildstock oder Kreuz stehen um Innezuhalten und zu meditieren.
Mein Schwiegervater hielt vom Kirchengehen nicht viel, er meinte dort seien die Pharisäer anzutreffen, wo er ja gar nicht so unrecht hatte. Er verbrachte die Zeit lieber in der Natur, dort war er mit Gott mehr verbunden als in der Kirche.
Er war jedoch kein Atheist, doch hatte er seinen eigenen Zugang zu Gott.
Dies akzeptierte ich auch und konnte ihn sogar verstehen, denn ich kam aus einem Elternhaus, wo es selbstverständlich war, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, was mir schon oft als Zwang vorkam.
Ich beobachtete oft die Menschen, wie sie so andächtig waren, kaum war die Messe aus wurde geschimpft, was der Pfarrer für einen Blödsinn gepredigt hat, oder es wurden Leute ausgerichtet.
Dies war für mich immer schrecklich und ich konnte es einfach nicht verstehen, weshalb die Menschen dann überhaupt die Messe besuchten.
Genauso war es mit dem Beichten, ich konnte nicht verstehen, wie es möglich sein kann, dass die Sünden mit ein paar Vaterunser vergeben waren und die Menschen gleich weitermachten wie zuvor.
Für mich war dies eine Verlogenheit Gott gegenüber.
Ich liebte als Kind die Jesusgeschichten, doch die Karwoche war für mich immer fürchterlich. Ich war so wütend über die Ungerechtigkeit, die Jesus angetan wurde und weinte oft bitterlich, am Karfreitag, über die Kreuzigung von Jesus.
Ich weiß noch wie meine Oma, die tiefgläubig war, mich tröstete und sagte, ich soll mir dies nicht so zu Herzen nehmen.
Ich lebte alles so intensiv mit, als wäre ich dabei gewesen, im Nachhinein betrachtet , war es schlichtweg eine Überforderung, denn für Kinder aufbereitete Gottesdienste gab es damals noch nicht.
Als dann unsere Mutter schwer krank wurde und sie erkannte, dass sie nicht mehr gesund werden würde, obwohl wir sehr viel dafür beteten, bat sie mich, zu beten, dass sie sterben möge. Das war ein Ringen mit mir und Gott, aber auch mit meiner Mutter, so etwas von mir zu fordern.
Doch an ihrem flehenden Blick erkannte ich, dass es ihr ernst war und die Zeit zum Gehen für sie gekommen war, doch sie auch schwer ging, war sie doch erst 50 Jahre und musste ihre Liebsten zurück lassen. Ich bat sie, dass sie mir ein Zeichen von Drüben geben soll. Ich betete zu Gott, es möge so kommen, wie es für Mutti am besten sei.
Meinen Egoismus habe ich damit überwunden, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
Was ich und meine Geschwister nach ihrem Tod erlebten, war wie ein Wunder. Wir hatten alle eine solche Kraft, dass wir sogar eigene Fürbitten beim Begräbnis sprachen. Es war wie ein Quantensprung, so eine Einsicht bekam ich. Ja es öffnete sich der Himmel und ich sah, wie ihre Seele, wie ein gelber Engel hinauf zur Sonne mit Leichtigkeit schwebte.
So traurig es war, so wundervoll war der Augenblick, ein tiefes inneres Erleben, meine Sinne wurden geöffnet , was zuvor nicht war.
Seit damals habe ich keine Angst mehr vor dem Tod , denn ich habe gesehen und weiß, wenn wir uns bemühen unseren Charakter zu veredeln , werden wir in eine Sphäre gehoben, die wir als Himmel bezeichnen.
Wir begleiteten auch unseren Vater, doch dies war wieder ganz ein anderes Erlebnis.
So einzigartig wie wir Menschen sind, so einzigartig ist auch das Hinübergehen in die andere Ebene.
Mit diesem Einblick möchte ich Mut machen, zu beten, denn das Sprechen mit Gott, hat Kraft und Gott liebt uns, wie wir uns nicht vorstellen können.
Wir sind auf der Welt, um Liebe zu spüren, zu geben und vorzuleben.
Roswitha Faist
Leave a Reply
Your email is safe with us.
You must be logged in to post a comment.